Für Casa-Vita aus Mollis war der Bau der Produktionshalle des ersten Schweizer Helikopters wohl eine ähnlich grosse Herausforderung wie für Kopter die Entwicklung desselben. Und es sieht ganz so aus, als dass bei beiden Unternehmen der professionelle Einsatz von Erfolg gekrönt wird.

Das zweite Halbjahr 2016 stand ganz im Zeichen einer intensiven Planungs- und Entwicklungs­phase. Diese war geprägt vom Austausch mit dem Architekten Renato Leuzinger, dem Ingenieur Hermann Blumer und Franz Frefel von der innovativen Firma Casa-Vita. Der Holzbauer konnte den Bauherrn überzeugen, die Halle anstatt in Stahl in Holz zu bauen. Frefel durfte sich sodann mass­geblich bei der Entwicklung des Gebäudes einbringen. So wird der SKYe SH09, ein leichter ein­motoriger Mehrzweckhubschrauber, in einem Holzbau in Serie gehen.

Der Helikopter SKYe SH09 vor der imposanten Glarner Bergwelt

Im Januar 2017 begannen die Montagearbeiten und der Aufbau des riesigen Portalrahmens, der die Toröffnungen überspannt. Es handelt sich dabei um eine vorgespannte Hybridkonstruktion aus Holz und Beton. Die Hauptfachwerkträger bestehen aus schichtweise verleimter Baubuche und sind 31.7 Meter lang und 2.6 Meter hoch. Ein Träger alleine wiegt dabei 12 Tonnen.

Spezialtransport des 30 Meter langen Abfangfachwerkes nach Mollis.

Problemloser Spezialtransport
An einem herrlichen Spätwintertag rollt das Abfangfachwerk, konstruiert von der Firma SJB.Kempter.Fitze AG, auf einem Spezialtransporter auf den Flugplatz in Mollis. Infolge der Über­länge brauchte es für die Fahrt vom Appenzeller- ins Glarnerland eine Bewilligung und ein Begleitfahrzeug. Das Holzwerk ist immerhin 30 Meter lang und wiegt 16 Tonnen. Doch der Trans­port erfolgt absolut problemlos und noch gleichentags kann die Montage beginnen. Diese ist von Wetterglück geprägt und kann trotz der sehr anspruchsvollen Arbeit schneller als geplant abge­schlossen werden.

Mehrgeschossige Industriehalle
Ein Teil der Halle ist zweigeschossig konzipiert. In die Fachwerkkonstruktion wurden Novatop Flächenelemente gesetzt, die von unten sichtbar sind. Die Zwischendecke liegt auf dem Abfang­fachwerk. Für die Bodenkonstruktion kam ein innovativer Holz-Beton-Verbund zum Tragen. Hier war das integrale Denken des Holzbauers in der Zusammenarbeit mit dem Baumeister sicher von Vorteil.

Über einem grossen Teil der Halle befinden sich Büros und Verkaufsräume, die komplett im Holzsystembau in Mollis erstellt wurden. Statisch herausfordernd war dabei vor allem der Umgang mit den Verformungen der darunter liegenden Fachwerkonstruktion.

Das Abfangfachwerk wird für den Spezialkran bereit gemacht

Holz im Grenzbereich
Verschiedene Vorgaben forderten den Holzbau heraus. Die Toröffnung musste zum Beispiel über 37 Meter frei gespannt werden, wobei bei voller Lasteinwirkung eine Senkung von maximal 25 mm erlaubt war.

Infolge der Bauhöhenbeschränkung im Bereich der Flugpiste, musste auf ein Material zugegriffen werden, das statisch höchste Anforderungen erfüllt. Baubuche war bei den Fachwerkelementen das richtige Material dazu.

Natürlich musste der Stahlbau in der Evaluationsphase mit den gleichen Herausforderungen um­gehen. Dass der Holzbau in dieser Hightech Industrie die Nase vorne hatte, ist umso erfreulicher, als dass der Bau trotz der grossen Abmessungen auch eine elegante und edle Tragkonstruktion zu bieten hat.

Präzisionsarbeit mit mehreren Tonnen Holz

Das Teil passt haarscharf in die Führung

Das Fachwerk inkl. Träger ist perfekt montiert.           (Fotos: Esther Feldmann Frefel, Casa-Vita)

Hochspannendes Projekt am Flugplatz Mollis
Andreas Löwenstein, CEO von Kopter, meldet im August 2017, dass bereits 12 feste Verträge für den Verkauf des Schweizer Helikopters unterschrieben und mehr als 100 Kauf­absichten bestätigt sind. Inzwischen arbeiten 213 Personen für das Unternehmen, vor allem Spezialisten und hochqualifizierte Ingenieure. Und in naher Zukunft werden weitere Jobs in der Produktion dazu kommen. Geplant ist, dass der Helikopter in rund 20 Monaten im neuen Gebäude in Mollis produziert wird. Casa-Vita ist mächtig stolz darauf, vor ihrer Haustüre die viel­versprechende Zukunft des Schweizer Helikopters mitprägen zu dürfen und wünscht der inno­vativen Firma always happy landings.

 

Artikel als PDF – Marenco Helikopterhalle